Kooperation
Kooperation
Lernen im Musikunterricht stellt fachübergreifende und fächerverbindende Sinnzusammenhänge her (Lehrplan Musik Hauptschule, Rheinland-Pfalz, S. 4)
Die Grundschule arbeitet in Teamstrukturen. Die Grundschule ist eine kooperierende Schule. (Rahmenplan Grundschule, Rheinland-Pfalz, S. 19)
Das fächerübergreifende Prinzip (interne Kooperation), welches sich in der Grundschularbeit in den Bereichen Deutsch, Mathematik und Sachunterricht (bisweilen auch Bildende Kunst) in den letzten Jahren mehr als durchgesetzt hat, scheint im Musikunterricht (vor allem in der Sekundarstufe) noch immer auf „leicht taube Ohren“ zu stoßen; oft wird es Opfer eines falschen Denkansatzes: der vermeintlichen Aufwand-Nutzen-Relation (zur Not kann man ja noch was singen …)
Dabei liegt gerade hier der Bezug zu allen künstlerischen Fächern – die „klassischen Formprinzipien der Musik“ finden beispielsweise ihr adäquates Pendant vor allem in der Architektur und der bildenden Kunst – auf der Hand. Der Bezug zur Theologie ist für den Musiker von gleicher Bedeutung wie der zu Sprachen, zur Gesellschaftskunde, zur Philosophie und zu Mathematik bzw. den Naturwissenschaften.
„Oft scheint es für sie (die Schüler), dass jedes Fach sein eigenes Spezialwissen isoliert von anderen erarbeitet. (…) Je weniger sinnhaft aber Lernen erscheint, desto schwerer ist Motivation zu erzeugen oder eine langfristige Sicherung des Gelernten zu erzielen und dessen Übertragbarkeit sicherzustellen.“ (Lehrplan Musik Hauptschule, S. 122)
Kooperation bedeutet aber mehr, als bestimmte Musikthemen im Kontext der anderen Fächer (und umgekehrt) zu durchleuchten.
Musik einer Epoche hören – betrifft den Musikunterricht,
Musik einer Epoche verstehen – betrifft alle Fächer.
Je mehr Faktoren des „eben-nicht-unbedingt-zwingend-musikalischen“ berücksichtigt werden (können) desto besser für den lernenden Schüler.
Jeder Stil hat seinen Stil.
Wir wissen, dass „Punk“ nicht alleine die Musikrichtung bedeutet. Es ist vielmehr ein Sammelsurium aus Haarschnitt, Kleidung, Lebenseinstellung, politischer Einstellung, soziokulturellen Aspekten bis hin zu bestimmten Freizeitbeschäftigungen, Sportarten, Musikstilen, Tanzstilen und Sonstigem.
Gleiches betrifft sowohl die Musik der Gothic-Szene als auch das Konzert der Wiener Klassik wie den gregorianischen Choral, bei welchem ein nicht außer Acht zu lassender Aspekt die Bauweise der Kathedralen ist. (Ein leises Geräusch wird laut – Gott hört alles. Ein Choral erfüllt das ganze Gemäuer – Gott ist überall).
Der Projektgedanke drängt sich auf. Theater-, Musical- oder Konzertinszenierungen haben im Schulleben ihren festen Stellenwert. Hier ist projektorientiertes Arbeiten selbstverständlich.
Gleiches sollte im „herkömmlichen“ Musikunterricht gespiegelt werden; Musikunterricht darf nicht in der Isolation bleiben!
Jeder Musikstil ist es wert, ihn in „seinem“ gesellschaftlich-soziokulturellen Kontext zu durchleuchten; dies fördert Transparenz hinsichtlich Musizier- und Hörgewohnheiten des Ursprünglichen. Es bedeutet zwar nicht, dass jedes neue Thema im Rahmen eines Großprojektes angelegt werden soll, kann aber auch nicht bedeuten, dass ein Violinkonzert gehört und kurz darüber gesprochen wird, dem sich Tafelanschrieb und Auswendiglernen anschließen.
Externe Kooperation bedeutet noch mehr. Im Zuge der Öffnung der Schulen, im Hinblick auf die Fülle von Möglichkeiten, die sich dem Musiklehrer durch die Einführung der GTS offenbaren, ist es fast unsere Pflicht, das mit beiden Händen anzupacken, wovon man vor zwanzig Jahren nicht zu träumen wagte:
Wir haben die Möglichkeit mit Musikschulen zu kooperieren. Wir können – bedingt durch den Einzug des Klassenmusizierens mit Bläser-, Streicher- Keyboard- oder Bandklassen – verschärft mit Musikschulen und selbständigen Instrumentallehrern zusammenarbeiten; die Zusammenarbeit mit Musikvereinen drängt sich auf.
Gerade im Aspekt des „Instrumentenbau“ bietet es sich an, mit Eltern, Großeltern oder gar – warum nicht mal so? – mit dem Hausmeister (mit manchen geht´s!) zusammenzuarbeiten. Oft finden sich Menschen mit handwerklichem Geschick oder mit einer Handwerksausbildung. Dies sind „unbezahlbare“ Kräfte, die den Musikunterricht aufs äußerste bereichern können.
Die Öffentlichkeit hat ein Interesse am Musikunterricht. Die Musiklehrer müssen nur noch das Interesse an der Öffentlichkeit entwickeln.