Geräusche, Klänge und Cluster
Geräusche, Klänge und Cluster
Hierfür haben sich eine ganze Reihe von „musikalischen Experimentierspielen“ etabliert, die der jeweiligen Gruppe angepasst werden können und sollen. Die Freude am musikalischen Ausdruck soll vorherrschen bzw. hierauf soll in erster Linie hingearbeitet werden:
Entdecken lassen
Bei dieser „Ersterfahrung“ hat sich die Kreisform etabliert, wobei sich nicht zwingend eingenommen werden muss bzw. kann.
Verschiedene oder gleiche Instrumente werden ausgeteilt und es wird zunächst (ca. zwei bis drei Minuten) experimentiert. Die einzige Vorgabe besteht darin, dass so musiziert wird, dass nach Möglichkeit niemand ge- und vor allem nichts zerstört wird.
Rücksicht muss eine „Musikerprämisse“ bleiben.
Anschließend folgt eine Vorstellungsrunde, in welcher jeder Schüler das Entdeckte präsentiert (womit gleichzeitig das „Zuhören“ geübt und somit geschult wird …)
… über den Tellerrand schauen …
Der Ursprung für dieses Spiel liegt bei den „Neutönern“, welche bewusst ihre Instrumente unkonventionell spielten (etwa wie „präpariertes Klavier“, Becken die mit Geigenbogen gestrichen werden, Staubsaugerrohre mit Trompetenmundstücken etc.)
Hier werden die Instrumente derart untersucht, dass „über den Tellerrand geschaut“ wird. Die Prämisse bleibt, dass niemand ge- und nichts zerstört wird.
Es ist oft sehr erstaunlich, wie kreativ hier gearbeitet wird. Die verschiedenen Instrumente werden in erster Linie perkussiv benutzt; besonders aufgeweckte Schüler sind oft in der Lage, die außergewöhnlichsten Spielweisen zu erfinden bzw. zu entdecken.
Auch hier sollte abschließend eine Präsentationsrunde erfolgen.
Imitieren
Die Klasse sitzt mit dem Rücken zu den Instrumenten (nach Möglichkeit viele verschiedene Instrumente, Schlägel, Geigenbogen etc. aufbauen).
Ein Schüler erzeugt nun „ungewöhnliche Klänge“ (etwa mit dem Geigenbogen über das Becken streichen, mit den Fingern am Gitarrenkorpus klopfen, über Saiten streichen etc.)
Nun drehen sich alle um und versuchen der Reihe nach das Geräusch zu imitieren.
Take a walk to the soundside
Um möglichst vielen Schülern den Umgang mit möglichst vielen Instrumenten anbieten zu können, kann man eine Art “Zirkeltraining” konzipieren.
Hierfür sollte man die Instrumente im Raum verteilen, wobei dies durchaus im verdunkelten Raum geschehen kann (dies baut Hemmungen ab, da man sich „ungesehen“ und damit „ungestört“ fühlt).
Die Schüler gehen nun von Station zu Station, um zu experimentieren. Wichtig hierbei ist, dass nicht gesprochen sondern nur gespielt und gehört werden darf. Hier sollte sich die Vorstellungsrunde auf „Lieblingsmusik“ beschränken.
Die Nachfrage, welches Instrument am wenigsten gefallen hat (mit Begründung) gestaltet sich hierbei oft sehr interessant …
Alles klingt!
Nicht immer ist ein geeignetes Instrumentarium vorhanden; bisweilen wird der Musiksaal von mehreren Kollegen geteilt usw. Der Aspekt „fehlende Instrumente“ kann und darf nicht „mangelndes Musizieren“ bedeuten!
Diese Übung kann durchaus als „Vorübung für Neue Musik“ verstanden werden. Die Schüler suchen nach all möglichen „Klingern“ im Klassenzimmer.
Wiederum gilt die Regel, das niemand und nichts ge- bzw. zerstört werden darf.
Hiervon ausgehend, können alle erwähnten Spiele bzw. Übungen durchgeführt werden, denn Fenster, Tafeln, Kreide, Schränke, Stühle, Tische, Ranzen, Stifte, Bücher, Mäppchen, Eimer, Tüten, Papier usw. können sehr interessante Klänge erzeugen und sind somit – Instrumente.
Es ist immer wieder erstaunlich, dass selbst „anstrengende Klassen“ hier einen sehr poetischen Gruppenprozess entwickeln können und Freude an dieser „eigenartigen Musik“ entwickeln können.
Müll?
Alle Schüler erhalten den gleichen „Müll“ (etwa Plastikbecher, Tüten, Kartons, Konservendosen, Zeitungen, Überraschungseier etc. Vor allem darauf achten, dass es wirklich „der gleiche“ Müll ist).
In Kleingruppen versuchen nun alle, ein „Müllstück“ zu arrangieren. Anschließend werden die Stücke präsentiert.
Nun kann versucht werden, mehrere Stücke miteinander zu verbinden (gleichzeitig, nacheinander, überlappend etc.)
Eine Aufzeichnung (Kassette, PC, MiniDisc) ist hier oft sehr interessant.
Karajan
Diese Übung hat einen hohen Stellenwert bei gruppendynamischen Prozessen; das „sich einlassen“, „einander zuhören“ sowie das „sich führen lassen“ steht im Vordergrund.
Hierfür wählt jeder Schüler ein Instrument (oder einen Klangerzeuger) und sucht seinen Platz im Orchester. Diese „Findungsphase“ kann rein nonverbal gestaltet werden, indem jeder Schüler seinem Gegenüber kurz vorspielt, dann dem anderen zuhört und entscheidet, ob er nun in der „richtigen Instrumentengruppe“ ist.
Anschließend spielt sich das Orchester kurz „ein“.
Mit dem Klopfen des Taktstabes durch den Dirigenten kehrt zunächst Ruhe ein – alle warten auf den Einsatz. Der Dirigent entscheidet, welche Gruppe, welcher Solist nun spielt und gibt mit Stab und Hand dynamische Anweisungen bzw. Tempoangaben.
Hiernach wechselt der Dirigent.
Führt man diese Übung nur auf pentatonisch gestimmtem Instrumentarium durch, ergibt sich oft eine für die Schüler beruhigende Musik (wobei dies nicht zwingend der Fall ist …)
Emotions
Mit diesem Spiel nähern sich die Schüler dem Bereich „Klanggeschichte“ – allerdings frei, d.h. ohne Vorgaben. Es ähnelt im Großen und Ganzen der „Charade“, mit dem Unterschied, dass nicht „pantomimisch“ sondern „akustisch“ gespielt wird.
Jeder Schüler sucht sich hierfür ein Instrument aus und spielt seinen Mitschülern eine Gefühlsregung vor. Anfangs sollte hier eine Stoffsammlung erfolgen, welche an der Tafel fixiert wird (wütend, traurig, lustig, übermütig, verliebt, stinksauer, müde, aufgeregt usw.).
Der spielende Schüler wählt einen Begriff und versucht ihn auf seinem Instrument vorzuspielen. Die anderen versuchen, das Gespielte zu deuten; anschließend wird getauscht.
Im Klangwald
Dieses Spiel ähnelt dem oberen, mit dem Unterschied, dass nun alle Schüler versuchen, einen Begriff „vorzuspielen“, während ein anderer Schüler, der zuvor draußen gewartet hat, diesen erraten soll.
Diese Art von Spielen sind vor allem im Primarbereich sehr beliebt. Auch hier bietet es sich an, anfangs eine Stoffsammlung zu fixieren, um die Themenbereiche etwas einzugrenzen.
Geübte Klassen können dies „frei“ spielen.
Aliens – Bilder einer Ausstellung
Diese Spiel entstand aus der Initiative eines vierten Schuljahres, welche zuvor „Gnomus“ kennen lernte. Hierzu malten die Schüler in Partnerarbeit ca. 15 Minuten lang einen speziellen Alien.
Anschließend wurden die Bilder unter den einzelnen Gruppen getauscht. Nun stellten sich alle Paare ihr Instrumentarium zusammen (wobei sehr viele Schüler auf „konventionelle“ Instrumente verzichteten) und komponierten ihre Musik.
Am Ende wurden zunächst die Musik und anschließend das Bild vorgestellt. Interessanter Weise stieg von diesem Moment das Interesse an Mussorgskji, weil „seine Musik die Bilder so klar beschreibt …“
Natur
Hierbei wird die Klasse in vier Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe erhält einen bestimmten „natürlichen“ Auftrag, etwa: eine Wüste, den tropischen Regenwald, ein Küstendorf im Regen, ein Sommerfest mit Gewitter etc.
Keine Gruppe weiß vom Auftrag der anderen. Anschließend werden die Werke präsentiert; die Mitschüler sollen das Gespielte erkennen.
Weiterhin lassen sich sehr viele der „Stimm-Spiele“ auch instrumental durchführen.